Die Entwicklung automatisierter Fahrfunktionen stößt auf neue Hürden – insbesondere wenn nachvollzogen werden soll, wie Menschen diese Technologien wahrnehmen und ob sie ihnen vertrauen. In komplexen Verkehrsszenarien, regionalen Kontexten oder unter wechselnden Umweltbedingungen sind rein technische Absicherungskriterien nicht mehr ausreichend. Es werden neue Methoden benötigt, die insbesondere das subjektive Sicherheits- und Komfortempfinden sowie die Akzeptanz durch den Nutzenden berücksichtigen.
Dies war die Ausgangsbasis für das Forschungsprojekt HERMES. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Fahrerassistenz und vernetzte Mobilität an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten haben IPG Automotive und weitere Verbundpartner an Methoden gearbeitet, die bei der realistischen Simulation, Evaluierung und Optimierung von automatisierten Fahrfunktionen den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Ziel des Projekts war es zu erfahren, wie unterschiedliche Fahrszenarien, insbesondere mit Mischverkehr, die menschliche Wahrnehmung von Sicherheit und Komfort sowie die Akzeptanz der Funktionen beeinflussen.
Virtuelles Testen für reale Veränderung
Innerhalb des Projekts wurde sich auf die Analyse der Interaktionen zwischen Probanden und dem automatisierten Fahrzeug in den unterschiedlichen Entwicklungsstufen konzentriert. Um reale Komponenten in virtuellen Umgebungen abzubilden, zu testen und stetig zu verbessern wurden fortschrittliche Simulationsmethoden angewendet. Die Simulationslösungen von IPG Automotive haben zwei zentrale Einsatzszenarien ermöglicht: Driver-in-the-Loop (DIL) und Vehicle-in-the-Loop (VIL).
Unter Einsatz der DIL-Methode haben Probanden mit der Fahrsimulation interagiert, um eine detaillierte Untersuchung der Mensch-Fahrzeug-Interaktion unter realistischen Bedingungen zu ermöglichen. Die Simulationsplattform CarMaker von IPG Automotive wurde hierfür nahtlos in den Fahrsimulator der Hochschule Kempten integriert. Somit konnten komplexe Szenarien, inklusive zahlreicher sicherheitsrelevanter Variationen, aus hoch-detaillierten realen Messungen sowie aus dem Euro NCAP 2026-Paket realistisch abgebildet werden. In Kombination mit Eye-Tracking-Methoden wurde das Verhalten der Teilnehmenden tiefgehend analysiert. Das Ergebnis sind wertvolle Erkenntnisse über das subjektive Sicherheits- und Komfortempfinden, die Akzeptanz sowie situationsabhängiges Fahrverhalten bei der Verwendung von automatisierten Fahrfunktionen.
Die Verwendung der VIL-Methode im realen Versuchsfahrzeug war ein weiterer zentraler Aspekt. Dafür wurden virtuelle Objekte aus CarMaker über die Aufnahmen der realen Fahrzeugkamera gelegt. In den Versuchen hat das Testfahrzeug diese Objekte erkannt und selbstständig, beispielsweise durch bremsen, reagiert. Dieser Ansatz ermöglichte somit das Testen des Fahrzeugverhaltens und des Zusammenspiels mit der realen Hardware unter kontrollierten Bedingungen. Auch komplexe Manöver und Schwarmszenarien mit mehreren Fahrzeugen wurden sicher simuliert und getestet.
Fazit
Im Rahmen von HERMES wurde aufgezeigt, wie die Bewertung von automatisierten Fahrfunktionen realistisch und nutzerorientiert gelingen kann. IPG Automotive hat mit der Simulationsplattform CarMaker sowohl virtuell als auch im realen Fahrzeug wesentliche Technologien für die Analyse von Sicherheit, Komfort und Akzeptanz bereitgestellt, und somit eine Schlüsselrolle in der praktischen Entwicklung von vertrauenswürdigen automatisierten Fahrfunktionen übernommen.
